Narzissmus versus Altruismus
Narzissmus eine gängige Persönlichkeitsstörung
Definition: „Übertriebene Pflege des eigenen Image auf Kosten des Selbst.“
Narzissmus gesellschaftlich
Die Gesellchaften im industrialisierten Kulturraum beklagen den Verlust menschlicher Werte, das fehlende Interesse für die Umwelt, der Lebensqualität und an den Mitmenschen.
Eine Gesellschaft, die die natürliche Umwelt dem Profit und der Macht opfert, verrät, dass sie für menschliche Bedürfnisse unempfindlich ist.
„Reichtum hat höheren Rang als Weisheit, Bekanntheit wird mehr bewundert als Würde, Erfolg ist wichtiger als Selbstachtung.“ (Alexander Lowen, Arzt und Psychotherapeut).
Der Psychiater Hans-Joachim Maaz beschreibt in dem Buch „Die narzisstische Gesellschaft“ die westlichen Konsumgesellschaften als solche “ohne Orientierung und Moral“.
Menschen sind von einer Gier nach Konsumgütern oder sonstigen Vorteilen getrieben.
Narzissmus ist bei Prominenten (Politiker, Manager, Stars) stark ausgeprägt, betrifft aber die Bevölkerung im Ganzen.
Die Gier ist der Ausdruck einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung; immer mehr Menschen werden zu Narzissten, d. h. zu Persönlichkeiten, die um Anerkennung und Bestätigung ringen, in Wahrheit aber tief verunsichert sind.
Das narzisstische Defizit bedarf einer Kompensation durch die Ablenkungen der im Leben der Menschen allgegenwärtigen Konsum-, Unterhaltungs- und Tourismusindustrie. „Den Hals nicht vollkriegen“, unaufhörliche Suche nach dem „Kick“ sind tiefere Ursache der anhaltenden Krisen in den Finanz-, Wirtschafts- und Sozialsystemen der modernen Gesellschaften; diese lassen sich nur beheben, wenn der Narzissmus endet.
Der Psychiater und Gerichtsgutachter Reinhard Haller beschreibt in seinem Buch die „Narzissmus-Falle“ den Narzissmus als Phänomen mit soziokultureller, nicht nur individualpsychologischer Tragweite. Er attestierte den Führungseliten in Wirtschaft und Gesellschaft, die gleichen Charakterstrukturen, die er als Gerichtsgutachter auch an Schwerverbrechern feststellen konnte.
Haller fordert eine Rückkehr zu altruistischen Werten.
Der GEO-Verlag betitelte 2012 eine Reflektion zum Narzissmus „Werden wir zur Gesellschaft auf dem Ego-Trip?
2013 definierte Papst Franziskus den „theologischen Narzissmus“ als “Krankheit einer Kirche, die nur um sich selbst kreist“. Anstelle der Verkündung des Evangeliums sei die Selbstbeweihräucherung und “bloße Verwaltung des Glaubens” getreten: Die Übel, die sich im Laufe der Zeit in den kirchlichen Institutionen entwickeln, haben ihre Wurzel in dieser Selbstbezogenheit.
Nach der Rede wurde er Papst. In der Weihnachtsansprache 2014 wiederholte er die Diagnose, bemängelte die narzisstische Selbstbezogenheit innerhalb der Institution als elitaristische Abwendung von Gott:
„Es ist die Krankheit des reichen Toren aus dem Evangelium, der glaubte, ewig zu leben und derer, die sich zu Herren machen und sich allen überlegen fühlen statt im Dienste an allen.“
Narzissmus als ein kollektiver Charakterzug, wonach ganze Gruppen und Organisationen in ihren Anschauungsweisen und in ihrem Handeln narzisstische Wesenszüge aufweisen.
Dem gilt es entgegenzuwirken.